Persönlicher Wahlaufruf
Schon immer war es mir ein Anliegen, politisch Haltung zu beziehen. Nicht nur weil ich in einem Land lebe, in dem man das darf, sondern auch, weil ich mich noch nie in eine bestimmte politische Ecke stellen lassen wollte. In der Jugend war ich kurz davor mich in einer Partei zu engagieren, hab‘s dann aber bleiben lassen, weil ich schlicht keinen konkreten Parteinamen mir auf die Stirn schreiben konnte.
Bedeutet für etwas sein, automatisch gegen etwas sein?
Nach den Bauernprotesten, zu denen ich mich solidarisiere (und an dieser Stelle meine ich die offiziell, korrekt organisierten, gewaltfreien Proteste), merkte ich schnell, dass wenn man FÜR etwas ist, wird einem schnell unterstellt, dass man automatisch GEGEN das Konträre sein muss.
Aber so einfach ist es nicht, war es nie und wird es auch nie sein. Auch bei der aktuellen Debatte um den Mindestlohn wird es sehr schnell brenzlig. In mir schlägt definitiv ein kleines Soli-Herz und gleichzeitig ist ein Mindestlohn in der deutschen Landwirtschaft (unter aktuellen Bedingungen & Strukturen) nicht umsetzbar.
Reden und zuhören
Die Krux mit dem Wahlo(h)mat
Auch beim Wahlomat, habe ich mir regelmäßig die Hand vors Gesicht geschlagen. Wie soll denn der Normalbürger eine Ja-Nein-Frage anständig beantworten können, wenn weder der Status-quo noch die jeweiligen Konsequenzen aufgezeigt werden? Völlig unzulänglich.
Austausch im Freundeskreis
Kürzlich haben wir im Freundeskreis über Wahlprogramme gesprochen und darüber, wen wir wählen. Über meine Wahl war man überrascht, weil sie nicht so richtig "landwirtskonform" oder "unternehmerkonform" sei. Dann musste ich eine Frage hinzufügen: Warum sollte ich eine Partei wählen, die mir vielleicht etwas mehr Geld auf meinem Konto beschert, aber in meinen Augen nicht das Richtige für die Gesellschaft macht? Es ist doch meine Pflicht, meine persönlichen Befindlichkeiten hinten anzustellen und mich dafür einzusetzen, was langfristig für die Gesellschaft besser ist, wie z.B. den Klimaschutz?
Und meine Schlussfolgerung sind schlussendlich das Ergebnis meiner persönlichen Einschätzungen, gepaart mit persönlichen Erfahrungen, gespickt mit den Fakten aus den Medien, die ich konsumiere. Es ist meine Wahrheit.
Mein Gegenüber hat möglicherweise andere persönliche Erfahrungen gesammelt, konsumiert andere Medien und zieht andere Schlussfolgerungen. Und genau deswegen ist es so wichtig, dass wir auch im privaten Umfeld den Mut haben, über Politik zu reden. Wir müssen uns austauschen, uns zuhören und uns verstehen.
Die Sache mit der AfD
"Leider" kenne ich persönlich keinen, der sich zur AfD bekennt. Das spricht für meinen Freundes- und Familienkreis. Oder ich kenne welche, doch sie bekennen sich nicht. Schade, denn genau mit denen würde ich eigentlich gerne mal reden und mich austauschen. Denn ich würde es wirklich gerne verstehen, wie man AfD wählen kann.
Die vergangenen Monate habe ich die Tätigkeiten der AfD beobachtet. Und immer wieder bekomme ich rasenden Puls. Erfundene "Fakten", Europaanfeindungen und demokratiefeindliche, menschenfeindliche Aussagen sorgen bei mir regelmäßig für Gänsehaut. Das geheime Treffen in Brandenburg (Link) scheint irgendwie schon wieder vergessen zu sein. Und ich frage mich, haben wir denn nichts aus der Vergangenheit gelernt?
Mein Familien- und Freundeskreis besteht auch aus Immigranten und Homosexuellen. Menschen, die nicht ins Weltbild hochrangiger AfD-Politiker passen. Ich will mir gar nicht ausmalen...
Auch ein Dexit wird in manchen Kreisen diskutiert. What the fuck.
Nebenbei, es gibt eine sehenswerte Arte-Dokumentation über die Auswirkungen des Brexits (Link). Sollte sich jeder ansehen, der glaubt, den Briten würde es jetzt besser gehen.
Warum überhaupt wählen?
Spielt die Wahl der Partei eine Rolle
Und gleichzeitig muss man sich fragen, ob wir in einem Jahrzehnt leben, in dem es so entscheidend und wichtig ist, welche Partei wir wählen? Oder ist es vielleicht sogar wichtiger, dass wir eine demokratische Partei wählen.
Unser wertvolles Grundgesetz
Wir feiern dieses Jahr 75 Jahre Grundgesetz. Ich kann mich noch sehr gut an den Geschichtsunterricht damals in der Realschule erinnern, als wir die komplette Schulstunde ausschließlich über Artikel 1 bis Artikel 5 gesprochen haben. Unser damaliger Geschichtslehrer war durch und durch Demokrat und Europäer. Rückblickend bin ich dankbar darum, dass er uns sehr früh dafür sensibilisiert hat, welch wertvollen Rechte und Freiheiten wir als Europäer genießen.
Was meint man mit...
Unser wertvolles Wahlrecht
Diese Rechte und Freiheiten sind zu schützen – und das geht nur, wenn jeder von uns Gebrauch von seinem Wahlrecht macht. Wir haben allgemeine, unmittelbare, freie, gleiche und geheime Wahlen – wie geil ist das denn bitte!? Mir ist es absolut schleierhaft, wie man nicht Gebrauch von diesem Recht machen kann, wie es einem egal sein kann und nicht wählen gehen kann.
Jede nicht demokratisch abgegebene Stimme stärkt eine rechtsradikale Stimme.
Und es ist dann auch egal, ob man mit der aktuellen Ampelregierung hadert und die CDU auch doof findet – jede nicht abgegebene demokratische Stimme stärkt jede rechtsradikal abgegebene Stimme.
Also: Arsch hoch, informieren und wählen gehen. 😉
Autorin Andrea
Ich brenne nicht nur für mein Leben gerne - sondern teile auch gerne mein Wissen, Erfahrung und Leidenschaft. In meinen Blogbeiträgen nehme ich Dich mit in den Alltag in unserer Brennerei und auf unseren kleinen Obstbaubetrieb. Natürlich gibt es zwischendurch auch Drinks zu genießen.
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