Alternative Eiswürfel im Test
Na? Auch vergessen Eiswürfel einzukaufen oder vorzubereiten? Jedem ist es wohl schon so ergangen, dass man vergisst seine Eiswürfelvorräte aufzufüllen, nachdem man sie geleert hat. Sei es der Gang zum Supermarkt oder das Füllen von Do-it-yourself-Eiswürfel-Gefrierbehältern. Da scheinen die Eiswürfelalternativen aus Granit, Speckstein oder Edelstein, auch sog. Whiskey- oder Gin-Stones genannt, gerade richtig zu kommen. Denn nach ihrer Verwendung schmelzen sie nicht einfach weg, sondern sind immer noch präsent - und ihre Präsenz erinnert uns daran, dass diese Steine lediglich sauber gemacht und wieder zurück ins Gefrierfach gelegt werden wollen. Wie praktisch. Aber taugen diese wiederverwendbaren Eiswürfel überhaupt was?
Nachfolgend mein Testbericht für den ich drei Kandidaten ins Visier nehme: Kühlwürfel aus Granit, Edelstahl und herkömmliche Eiswürfel der Marke Icefrocks (weil die so schön groß sind) aus dem Lebensmitteleinzelhandel.
Die drei Kandidaten im Test
Steine aus Granit
- vollkommen geschmacksneutral,
- kühlt ohne zu verdünnen,
- nach einigen Stunden im Gefrierschrank einsatzbereit,
- Größe: ca. 2,0 x 2,0 x 2,0 cm,
- hier gekauft,
- Preis: 9 Stk. für 8,99 €.
Steine aus Edelstahl
- vollkommen geschmacksneutral,
- kühlt ohne zu verdünnen,
- nach einigen Stunden im Gefrierschrank einsatzbereit,
- Größe: ca. 2,6 x 2,6 x 2,6 cm,
- hier gekauft,
- Preis: 8 Stk. für 12,99 €.
ICEFROCKS Eiswürfel
- vollkommen geschmacksneutral,
- kühlt, aber verdünnt,
- nach einigen Stunden im Gefrierschrank einsatzbereit,
- Größe: ca. 3,8 x 3,8 x 4,1 cm,
- gekauft bei ARAL,
- Preis: 2 kg für ca. 3,00 €.
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Der Test
Für den direkten Vergleich habe ich mir als Longdrink den sommerlich-erfrischenden Ginger & Mint herausgesucht. Damit das Ergebnis vergleichbar ist, habe ich alle Eiswürfel über Nacht eingefroren und selbstverständlich drei gleiche Gläser verwendet und diese ungefähr gleich mit den jeweiligen Würfel befüllt. Da die Granitsteine deutlich kleiner sind, habe ich hier mehr verwendet, bei den Eiswürfeln aus Wasser habe ich dafür deutlich weniger verwendet.
In diesem Test konnte ich zwei Fragen klären:
- Wie schnell kühlen die Steine, bzw. wie lange hält die Kühlung an?
- Und wie verhalten sich die Steine gegenüber kohlensäurehaltigen Getränken?
Der Verlauf
Zunächst habe ich den ungekühlten Ingwer-Zitronen-Likör über die Eiswürfel gegeben. Etwas fies, ich weiß, aber schließlich stehen Gins auch nicht im Kühlschrank. 🙂 Die Minze habe ich noch nicht direkt ergänzt, damit mir der Blick auf die Eiswürfel nicht genommen wird. Danach kam direkt das Elderflower Tonic darüber und man konnte schon sofort den ersten deutlichen Unterschied erkennen: Das Entweichen der Kohlensäure.
Kohlensäure möchte mit Samthandschuhen angefasst werden und nicht von Steinen erschlagen werden
Es ist normal, dass Tonic etwas aufsprudelt, wenn man es über die Eiswürfel gibt. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass die Oberfläche von Eiswürfeln rau ist und die Kohlensäure herausgekitzelt wird. (Denselben Effekt hat man z.B., wenn man eine Prise Salz in Mineralwasser gibt oder Sekt in billige Sektgläser schenkt: je rauer die Oberfläche, mit der die Flüssigkeit Kontakt hat, desto mehr Kohlensäure entweicht.)
So war es auch diesmal: kaum habe ich das Tonic über die Wasser-Eiswürfel gegeben, sprudelte es erst mal ein wenig auf, beruhigte sich aber ziemlich schnell. Die Oberfläche der Eiswürfel wurde zügig angeschmolzen und "geschliffen" und ließen somit dem Tonic seine Kohlensäure.
Am ruhigsten war es bei den Edelstahlsteinen: Die superglatte Oberfläche war freundlich und sanft gegenüber dem Tonic. Wie Buddhas lagen die Steine im Glas und gaben keinen Mucks von sich.
Aber was die Granitsteine der armen und wehrlosen Kohlensäure antun, ist einfach unerhört. Die Steine sind nicht nur hart, sondern auch rau und kitzeln dem Elderflower Tonic ohne Erbarmen jeglichen Kohlensäure-Pepp aus der Seele. Da sprudelt es im Glas und man möchte irgendwie dazwischen gehen, aber kann nicht. Die einzige Chance wäre, den Longdrink so schnell wie möglich zu trinken und das Tonic vor weiterem Leiden zu erlösen, aber das ist ja auch keine Lösung. Nach 5 Min. haben die Granitsteine das Tonic tot gemacht, der Longdrink ist futsch. Die Steine möchte ich am liebsten gegen die Wand werfen, aber fürchte, dass eher die Wand Schaden davon trägt und die Granitsteine mit schallendem Gelächter auf dem Boden liegen.
Überraschung bei der Kühlleistung
Als Nächstes interessierte mich natürlich der kühlende Effekt der Steine. Ein kurzes Nippen an den Drinks gab mir bereits das subjektive Empfinden, dass die Granitsteine den geringsten Kühleffekt aufweisen und die Edelstahlsteine recht gut kühlen, aber nicht ganz so gut wie die Icefrocks. Um es genau zu wissen, holte ich mir ein Thermometer und machte den Test. Und in der Tat, die Granitsteine taugen für Longdrinks einfach nicht: mehr als 10 °C Unterschied zu herkömmlichen Eiswürfeln!
Fazit
Whiskey- oder Gin-Stones aus Granit, Speckstein oder Edelstahl sehen schick aus, aber eignen sich bedingt für eine ordentliche Kühlung eines Longdrinks. Granitsteine können eine vernünftige Alternative sein, wenn man einen Whiskey etwas runterkühlen möchte - doch sobald kohlensäurehaltige Getränke gekühlt werden sollen, erweisen sich Natursteine als Flop. Ich habe zusätzlich noch geschliffene Specksteine getestet, aber diese sind immer noch zu rau, sodass zu viel Kohlensäure entweicht.
Edelstahlsteine sind zwar sehr schonend gegenüber kohlensäurehaltigen Getränken und deutlich wirkungsvoller in der Kühlung als Granitsteine, doch kommen sie auch nicht ganz an herkömmliche Eiswürfel ran. Zudem sind sie recht teuer in der Anschaffung. Klar: wer viel zu Hause Longdrinks trinkt, für den kann sich die Anschaffung rechnen.
Die beste Kühleigenschaft bieten nach wie vor herkömmliche Eiswürfel aus Wasser. Zudem sind herkömmliche Eiswürfel schonend gegenüber kohlensäurehaltigen Getränken. Die Oberfläche wird rasant glatt, sodass nach wenigen Sekunden kaum noch Kohlensäure "herausgekitzelt" wird.
Wichtig: Die Eiswürfel sollten sehr groß sein, das heißt, wenig Angriffsfläche im Verhältnis zum Kühlkörper aufweisen. Die Eiswürfel schmelzen dadurch langsamer, ergo hat man kaum eine Verwässerung des Getränks. Wer Eiswürfel selbst machen möchte, für den könnten XXL Eiskugelformen infrage kommen: super groß und die geringste Oberfläche im Verhältnis zum Kühlkörper.
Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse:
Steine aus Granit
- geschmacksneutral,
- sieht stylish aus,
- leicht zu reinigen,
- die raue Oberfläche bewirkt, dass Kohlensäure rasant entweicht,
- kaum kühlender Effekt,
- Temperatur nach 5 Min bereits 16,1 °C,
- eignet sich lediglich für reine Spirituosen (ohne Zusatz von Kohlensäuren) bei denen eine geringe Kühlung erwünscht ist.
Steine aus Edelstahl
- geschmacksneutral,
- sieht stylish aus,
- sind leicht zu reinigen,
- die glatte Oberfläche bewirkt, dass Kohlensäure nicht entweicht,
- guter, kühlender Effekt,
- Temperatur nach 5 Minuten: 6,8 °C,
- eignet sich gut für Longdrinks, die nicht verwässert werden sollen,
- sind aber kostspielig in der Anschaffung.
ICEFROCKS Eiswürfel
- geschmacksneutral,
- hervorragender, kühlender Effekt,
- kaum Verlust der Kohlensäure,
- Temperatur nach 5 Minuten: 3,1 °C,
- je mehr und je größer die Eiswürfel, desto geringer die Verwässerung,
- eignen sich hervorragend für Longdrinks,
- sind preiswert in der Anschaffung, wenn man nicht vergisst sie einzukaufen ;-).
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Autorin Andrea
Ich brenne nicht nur für mein Leben gerne - sondern teile mein Wissen, Erfahrung und Leidenschaft auch gerne mit meinen Mitmenschen! 😉 In meinen Blogbeiträgen zeige ich Euch bewährte Rezepte, berichte von meinen Brennerfahrungen - und kläre Fragen rund um das Thema Brennen.
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Hallo,
ich würde gerne den Test zwischen Eiswürfeln aus Wasser und Edelstahl, aber mit gleicher Oberfläche sehen – die Würfel aus Wasser sind innen hohl und haben daher eine größere Oberfläche. Daher würde ein Test mit gleich geformten und – großen Würfeln für mich mehr Sinn machen.
Machen Härte und pH-Wert des verwendeten Wasser auch einen Unterschied?
Hallo Jens,
vielen Dank für den Kommentar. Inwieweit sich pH-Wert auf die Kühlung auswirken weiß ich leider nicht. Ich gebe vollkommen recht, dass der Test gerechter wäre, wenn die Edelstahl-Eiswürfel gleich groß sein könnten, wie die Wasser-Eiswürfel. Allerdings kenne ich nur die kleinen Edelstahl-Würfel. Gibt es inzwischen auch ganz große?
Herzliche Grüße
Andrea