Was ist eigentlich Gin?
Was macht einen Gin, zu einem Gin? Um diese Frage korrekt beantworten zu können, müssen wir einen Blick in die Spirituosen-EU-Verordnung (Verordnung Nr. 110/2008) werfen – denn auch hier hat Brüssel ein sehr klares Regelwerk geschaffen, was einer ist, und was nicht.
Zunächst muss zwischen zwei Arten von Gin unterschieden werden: Gin und Destillierter Gin.
Gin ist eine Spirituose mit Wacholdergeschmack – diese Spirituose wird durch das Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs mit Wacholder gewonnen. Der Mindestalkoholgehalt beträgt 37,5 % vol. Bei der Herstellung dürfen noch weitere natürlich und/oder naturidentische Aromastoffe verwendet werden – wobei der Wacholdergeschmack „vorherrschend bleiben muss.“
Der Destillierte Gin wird im Gegensatz dazu nochmals destilliert, nachdem man Ethylalkohol mit Wacholder und ggfs. weiteren Aromastoffen aromatisiert hat.
Der Begriff „Dry“ :
Wenn ein Gin oder ein Destillierter Gin mit nicht mehr als 0,1 g je Liter Fertigerzeugnis gesüßt wurde, darf sein Name durch den Begriff „Dry“ ergänzt werden.
Und was ist nun ein London Gin?
Ein London Gin gehört zur Kategorie Destillierter Gin, weist allerdings noch folgende Charakteristika auf:
Der Ethylalkohol hat höchstens ein Methanolgehalt von 5 g/hl reinen Alkohols – er ist als sehr sauber! Sein Aroma erhält der London Gin ausschließlich durch die erneute Destillation von Ethylalkohol mit allen verwendeten pflanzlichen Stoffen. Zudem beträgt der Mindestalkoholgehalt des hieraus gewonnen Destillats 70 % vol. Zusätzlich ist das Süßen auf 0,1 g je Liter des Fertigerzeugnisses beschränkt. Und genau deswegen ist ein London Gin dasselbe wie ein London Dry Gin.
RANDNOTIZEN:
Was ist Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs?
Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs kann durch das Destillieren von vergorenen Früchten gewonnen werden – hierfür greift man gerne auf Kartoffeln oder Getreide zurück. Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs hat einen Mindestalkoholgehalt von 96 % vol. (Maximal sind 96,6 % vol. möglich). Zudem hat Ethylalkohol keinen Fremdgeschmack, ist also sensorisch neutral.
Selbstverständlich hat Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs Höchstwerte in Bezug auf Nebenbestandteile, wie z.B. Methanol (30 g /hl reinen Alkohols), eine Auflistung all dieser Grenzwerte würde jedoch den Rahmen sprengen.
Warum sprechen wir von einer „erneuten Destillation?“
Da die Basis eines jeden Gins Ethylalkohol ist, und Ethylalkohol durch das mehrfache Destillieren gewonnen wird, sprechen wir bei einem Gin von einer „erneuten Destillation“.
Was ist Methanol?
Methanol (CH3OH) hat man sicherlich schonmal im Zusammenhang mit „Vorlauf“ und „blind machen“ gehört. Methanol oder Methylalkohol ist der einfachste und leichteste Vertreter der Alkohole. Methanol siedet bei 65 °C - Ethanol (CH5Oh) vergleichsweise bei 78,3 °C. Da Methanol im Rahmen einer Destillation als erstes siedet und kondensiert, wird er gerne pauschal als „Vorlauf“ bezeichnet – da Methanol nicht gerade gesund ist, sollte er immer vom nachlaufenden Ethanol abgetrennt werden. Je „sauberer“ man brennen möchte, desto genauer sollte man bei einer Destillation diese beiden Fraktionen voneinander abtrennen.
Nebenbei: Methanol-Dosen ab 0,1 g pro kg Körpergewicht sind gefährlich, über 1 g pro kg Körpergewicht lebensbedrohlich. Das Gegengift ist Ethanol (kein Witz!)
Autorin Andrea
Ich brenne nicht nur für mein Leben gerne - sondern teile auch gerne mein Wissen, Erfahrung und Leidenschaft. In meinen Blogbeiträgen nehme ich Dich mit in den Alltag in unserer Brennerei und auf unseren kleinen Obstbaubetrieb. Natürlich gibt es zwischendurch auch Drinks zu genießen.
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