Teil 3 | Die perfekte klinische Studie

8. Juni 2020
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Ich habe mich gefragt, wie müsste eine perfekte, klinische Studie aussehen und durchgeführt werden, damit wir ein valides Ergebnis erhalten? Eine perfekte klinische Studie zum Thema Alkohol und Gesundheit wäre nur in theoretisch möglich, aber praktisch fast nicht durchführbar, vor allem aus ethischen und logistischen Gründen.

Dennoch: Wir können ein Gedankenexperiment machen, wie eine solche Studie idealerweise aussehen müsste, um ein maximal valides, kausales Ergebnis zu erzielen.

Studiendesign

Randomisierte kontrollierte Studie (RCT)

Teilnehmerzahl:

>100.000 Personen, um seltene Endpunkte wie Krebs statistisch erfassen zu können. Große Stichprobe (mehrere Tausend Teilnehmer), die repräsentativ für verschiedene Altersgruppen, Geschlechter und ethnische Hintergründe ist. Einschluss von Personen ohne vorherige schwere Erkrankungen, um Verzerrungen zu vermeiden.

Randomisierung:

Eine Interventionsgruppe mit definiertem Alkoholkonsum (z. B. moderate Menge) und eine Kontrollgruppe (z. B. kein oder kein zusätzlicher Alkoholkonsum).

Blinding:

(Verblindung) Doppelt verblindet – ideal, aber fast unmöglich (Teilnehmer wissen, ob sie Alkohol trinken)

Kontrollgruppe:

Placebo-Getränke (nicht-alkoholisch, geschmacklich identisch)

Dauer:

≥20 Jahre Beobachtungszeit, da chronische Krankheiten lange Latenzzeiten haben

Compliance-Tracking:

Blutmarker (z. B. Phosphatidylethanol), digitale Trinkprotokolle

Endpunkte (Outcomes):

Primäre Endpunkte: objektive Gesundheitsparameter wie Krebsinzidenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Sterblichkeit.

Sekundäre Endpunkte: Verhaltensänderungen, Lebensqualität, psychische Gesundheit.

Verwendung validierter Messinstrumente und regelmäßige Follow-ups (z. B. 3, 6, 12 Monate und länger).

Konfunder-Kontrolle:

Lebensstil, Ernährung, Bewegung, sozioökonomische Faktoren erheben und statistisch kontrollieren

Multizentrisch:

Viele Länder/Kulturen, um Verallgemeinerbarkeit zu gewährleisten

Praktische & ethische Probleme der Durchführung

Ethik:

Es wäre ethisch fragwürdig, Menschen gezielt zum Alkoholkonsum zu „zwingen“, besonders über viele Jahre hinweg.

Auch eine „Niedrigkonsum“-Gruppe birgt gesundheitliche Risiken.

Blinding nicht realistisch:

Man kann Alkohol nicht gut „verstecken“ – Menschen merken den Effekt (Rausch, Geschmack, Wirkung).

Langzeit-Compliance problematisch:

Menschen ändern ihr Verhalten über Jahre. Du kannst niemanden zwingen, 20 Jahre lang exakt dieselbe Dosis Alkohol zu trinken oder nicht zu trinken.

Kosten & Logistik:

Eine solche Studie würde Milliarden kosten, über Jahrzehnte laufen und müsste weltweit koordiniert werden.

Fazit

Die perfekte Studie wäre eine langjährige, randomisierte, kontrollierte und verblindete Megastudie mit objektiver Messung – aber sie ist praktisch nicht realisierbar. Deshalb greifen WHO & Co. auf das nächstbeste zurück: sehr große Kohorten, genetische Studien, Modellierungen und Metaanalysen – mit all ihren Schwächen, aber auch ihrer Notwendigkeit.

 

Kritik an den Medien

In Teil 4 dieser Reihe geht es um meine persönliche Kritik an den Medien.

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Autorin Andrea

Ich brenne nicht nur für mein Leben gerne - sondern teile auch gerne mein Wissen, Erfahrung und Leidenschaft. In meinen Blogbeiträgen nehme ich Dich mit in den Alltag in unserer Brennerei und auf unseren kleinen Obstbaubetrieb. Natürlich gibt es zwischendurch auch Drinks zu genießen.

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