Teil 4 | Meine persönliche Kritik an den Medien

Mir (und meinen Kolleg:innen aus der Branche) fällt auf, dass Medien das sensible Thema „Alkohol“ nur noch mit der Pinzette anfassen – oder tendenziell einseitig berichten. Insbesondere die Öffentlich-Rechtlichen scheinen Sorge davor zu haben, dass ihnen eine Verharmlosung von Alkohol unterstellt werden könnte. Das ist allerdings eine subjektive Wahrnehmung! 😉 Gleichzeitig habe ich den Anspruch an die Medien, insbesondere an die Öffentlich-Rechtlichen, alle Positionen sichtbar zu machen und ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen.
Hauptsache kein Shitstorm
War dir bekannt, dass die Studien, auf denen der WHO-Bericht basiert, kritisiert werden? Bis ich mit der Recherche begonnen hatte, war mir das nicht bekannt. Obwohl ich jeden Bericht darüber gelesen habe, der mir irgendwie ins Auge fiel. Aber natürlich ist es schwierig, einen Zeitungsartikel zu diesem Thema zu verfassen, den die Leute wirklich gerne lesen. Es ist ein zähes Thema, das geht mir ja selbst so.
Clickbaiting at its best - Reißerische Titel
In den Medien lesen wir häufig Schlagzeilen wie: „Jegliche Menge an Alkohol ist schädlich!“. Das ist eine falsche Formulierung – führt aber dazu, dass die Zeitungsartikel gelesen werden. Die WHO schreibt, dass jegliche Menge Alkohol schädlich sein kann. Oder in den Worten der WHO: „Beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge.“
Diese Formulierung bedeutet eben nicht, dass bereits geringste Mengen Alkohol definitiv einen Schaden verursachen, sondern sie sagt aus, dass mit den geringsten Mengen Alkohol ein Risiko eingegangen wird.
Beispiel: Wenn ich mit einem Mountainbike einen Berg herunterrase, wird mit jede:r zustimmen, dass das Risiko besteht, dass ich auf die Schnauze fallen und mich dabei (leicht oder schwer) verletzen könnte. Wir sind uns sicherlich einig, dass das Risiko steigt, je öfter ich den Berg herunterrase. Beziehen wir dieses Beispiel auf die Presse-Formulierung wie oben, wäre das Äquivalent: „Schon die erste Mountainbike-Abfahrt führt zu einem Unfall.“ Und ebendiese Formulierung ist falsch. Richtig wäre: „Schon die erste Mountainbike-Abfahrt ist riskant und kann zu einem (leichten oder schweren) Unfall führen“.
Man merkt, ich stehe mit den Medien ein wenig auf Kriegsfuß.
Das liegt auch daran, dass mir in all den Jahren immer wieder Artikel zwischen die Finger gekommen sind, die gravierende, fachliche Mängel aufweisen. Ich meine jetzt explizit nicht Meinungen über Alkoholkonsum, sondern die Berichterstattung über die Herstellung von Spirituosen. Dass die Medien mittlerweile weniger über Spirituosen schreiben, hat immerhin den positiven Nebeneffekt, dass sie weniger Falschinformationen über die Produkte schreiben.
Ein Beispiel nur am Rande: Vor vielen Jahren hat DIE ZEIT über Spirituosen geschrieben und die Kategorien Geist und Brand falsch beschrieben. Diese Kategorien sind so grundlegend verschieden! Das hat mich echt wütend gemacht, ich bekomme jetzt schon wieder Puls, wenn ich nur daran denke.
Leben und leben lassen
In Teil 5 meiner Blogreihe geht es um meinen ganz persönlichen Blick auf das Thema Alkoholkonsum. Ich setze Nutzen und Risiko (für mich!) gegenüber, appelliere an den gesunden Menschenverstand und an einen freundlichen, respektvollen Umgang miteinander.

Autorin Andrea
Ich brenne nicht nur für mein Leben gerne - sondern teile auch gerne mein Wissen, Erfahrung und Leidenschaft. In meinen Blogbeiträgen nehme ich Dich mit in den Alltag in unserer Brennerei und auf unseren kleinen Obstbaubetrieb. Natürlich gibt es zwischendurch auch Drinks zu genießen.
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